Nach einem elfstündigen Flug landen wir in Lissabon und betreten wieder europäischen Boden. Es fühlt sich gut an. Auch wenn wir jetzt wieder öfter Socken anziehen müssen. Total übermüdet von einer schlaflosen Nacht im Flugzeug, holen wir unser Gepäck und dann unseren Mietwagen ab. Anschließend kämpfen wir uns durch den Stadtverkehr um an das südliche Ende der Stadt – genauer gesagt an die Costa da Caparica – zu gelangen. Hier werden wir die nächsten 10 Tage verbringen, bevor es dann endgültig nach Hause geht. Wir haben uns ein kleines Häuschen in Strandnähe gemietet. Klingt jetzt erst mal idyllischer als es ist, denn wir sind teilweise von großen Häuserblocks umgeben. Doch wir wollten unbedingt einen Außenbereich und die Dusche im Freien hat uns auch überzeugt. Perfekt zum Abduschen nach einem Surf. So zumindest der Plan.
Noch ziemlich gebeutelt vom Jetlag packen wir unsere Sachen aus und gehen dann erst mal was Essen. Von einem vorherigen Kurztrip kenne ich diese Ecke ein ganz kleines bisschen. Die Strandpromenade ist gesäumt von vielen Bars, Cafés und Restaurants in entspannter Strandbuden-Atmosphäre. Wir werden relativ schnell fündig und freuen uns über die günstigeren Preise.
Wir kämpfen noch einige Tage mit dem Jetlag. Es dauert fast eine Woche bis sich unsere Körper wieder halbwegs an die neue Zeitzone gewöhnt haben. Das Wetter ist etwas grauer, windiger und kälter als erhofft. Immerhin ist das eine gute Vorbereitung auf den ausklingenden Winter in München.
Ansonsten verbringen wir relativ viel Zeit am Strand. Leider davon nicht so viel surfend im Wasser wie wir uns das gewünscht hätten. An einem der ersten Morgen fassen wir den ambitionierten Plan direkt in der Früh noch vor dem Frühstück surfen zu gehen. Wir sind immer noch komplett Jetlag-geschädigt und beim ersten Versuch mich durch die Wellen ins Line-Up zu kämpfen, bekomme ich einen kleinen Kälteschock. Ich bin absolut nicht mehr an 15 Grad kaltes Wasser gewöhnt und die Übermüdung macht es nicht gerade angenehmer. Außerdem zeigt sich der Atlantik von seiner wilden Seite. Daher war der Aufwand und der Kälteschock irgendwie am Ende auch ein bisschen umsonst. Wir geben nach relativ kurzer Zeit auf und ich mache eine Notiz an mich selbst, dass ich beim nächsten Surf zumindest meine Booties anziehen sollte.
Im Surfshop bekommen wir den Tipp es etwas weiter südlich zu probieren. Und tatsächlich werden wir hier das ein oder andere Mal fündig. Insgesamt ist die Ausbeute dennoch relativ gering. Hier ein kleiner Einblick in meine Notizen:
- Costa da Caparica – eher ein Versuch – 1 Welle
- Praia Fonte da Telha. Some waves. 1 good. Sehr bumpy
- Fonte da Telha – 1. Session: klein aber richtig gut; 2. Session: Flat. Nur 1 Welle.
- Fonte da Telha – Klein, aber viele Wellen. Schöne Form
Immer mal wieder komme ich auch dazu mein Portugiesisch zu üben. Von einer ordentlichen Konversation bin ich noch weit entfernt, aber ich kann hier und da ein paar Brocken zusammen stöpseln. So kam es dass ich schon fast so etwas wie eine kleine Unterhaltung in einem typisch portugiesischen Café um die Ecke führen konnte. Es gab zwar auch kleine Missverständnisse, aber ich konnte sie irgendwie aus dem Weg räumen. Als ich aufgeben wollte und auf Englisch umschwenkte, sagte der nette ältere Herr hinter dem Tresen „No, keep on talking Portuguese“. Er hat sich irgendwie total gefreut, dass ich versucht hab seine Sprache zu lernen.
Irgendwo zwischen diesen kleinen, aber schönen Erlebnissen traf meine Freundin in Lissabon ein. Sie verbrachte erst ein paar Tage in der Stadt und wechselte dann in eine Unterkunft bei uns um die Ecke.
Das Wiedersehen in Lissabon war richtig schön. Nach so vielen Monaten Smalltalk und Reisebekanntschaften (natürlich abgesehen von Rainer) war es einfach nur wunderbar mal wieder mit Freunden zu reden… in der eigenen Sprache, mit dem gleichen Humor und gemeinsamen Erinnerungen. Die Reise hat mir auf jeden Fall nochmal deutlich gemacht wie wichtig das soziale und vertraute Umfeld ist. Es ist schön Neues zu entdecken und ich möchte auf keinen Fall all die Erlebnisse missen, aber es war genauso schön im vertrauten Portugal mit meiner langjährigen Freundin durch Lissabon zu streifen oder am Strand zu spazieren und über das Leben und die Welt zu schwadronieren.
Jetzt wo Essen gehen wieder erschwinglich ist, sind wir auch das ein oder andere Mal in ein Restaurant gegangen. Mal zu zweit und mal mit Freunden. Ich benutze hier die Mehrzahl, weil wir auch meinen Kollegen und seine Familie getroffen haben.
Es war ein schöner Ausklang unserer Reise. Am Ende der 10 Tage sind wir bereit für München. Wir freuen uns auf unsere Wohnung, Familie, Freunde und sogar ein bisschen auf die Arbeit. Immer nur Freizeit ist irgendwie auch nicht das Richtige. Auch das war eine Erkenntnis dieser Auszeit, ich brauch auf jeden Fall auch eine Aufgabe für meinen Kopf. Nur Seele baumeln lassen, Surfen und Entdeckungstouren reichen auf die Dauer nicht aus.
Danke Portugal, dass du uns so gut empfangen hast. Wir sehen uns mit Sicherheit bald wieder. 😉
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