Wir schauen uns gerne Leuchttürme an. Keine Ahnung, wo diese Vorliebe herkommt, aber ich hab schon richtig viele fotografiert und sie geben fast immer ein schönes Motiv ab. Egal, ob in Island, Portugal oder eben hier in Australien.
Auf google maps und in ein paar Touristenkarten entdecken wir einen Leuchtturm am „Cape Naturale“. So richtig informiert haben wir uns nicht über diesen Ort. Wir sind überhaupt noch ziemlich planlos unterwegs. Einfach mal hinfahren und dann schauen, was der Leuchtturm so hergibt.
Erste Erkenntnis und das ist neu für uns, wenn man direkt zum Leuchtturm will, muss man Eintritt zahlen. Das Geld sparen wir uns. Wir schauen kurz auf die Infotafel und entscheiden uns stattdessen für einen Rundweg um den Leuchtturm herum. An dieser Stelle sollte ich wohl erwähnen, dass der Leuchtturm sich in einem Nationalpark befindet – „Leeuwin-Naturaliste National Park“.
Der Rundweg dauert laut Karte ca. 40min, was wunderbar in unseren Zeitplan passt. Wir haben einen Campingplatz ca. 20min entfernt gebucht und es wäre gut, wenn wir bis 17 Uhr einchecken. Entspannt stapfen wir los.
Unterwegs kommen wir an einer Abzweigung vorbei, die zu einem Look-Out führt. Klingt gut und sollten wir auch noch schaffen. Es ist echt sehr wenig los, der Weg ist plötzlich etwas – mmh, nennen wir es wilder oder natürlicher, was so viel bedeutet wie „bush“. Ich frage mich wie viele Schlangen in diesem Gebüsch wohl wohnen.
Es gibt zwei Tierarten auf die ich in Australien ungern treffen möchte und das sind Schlangen und Haie. Mit den anderen denke ich, komme ich klar.
Aufgrund des Schlangengedankens trampeln wir ordentlich durch den Bush, das sollte sie rechtzeitig vor uns warnen. Die Landschaft wird immer wilder, aber der Aussichtspunkt ist nicht in Sicht. Im Nachhinein kann man sagen, dass wir uns an einer weiteren Kreuzung „falsch“ entschieden haben. Also nicht wirklich falsch, weil wir mit einem anderen unglaublichen Blick auf den Indischen Ozean und eine atemberaubende Küstenlandschaft belohnt wurden.
Was allerdings aber noch viel wichtiger ist, während ich stur auf den Boden vor mir starre um auf gar keinen Fall versehentlich auf eine Schlange zu treten, schreit Rainer plötzlich auf „Da draußen ist ein Wal“. Mein Hirn mit vollem Fokus auf „Watch Out for Snakes!“ kann nur sehr langsam verarbeiten, welche Information es gerade erhalten hat. Wale?! Wirklich?! Hier?! Einfach so!? Da höre ich „Da, noch einer!!“. An dieser Stelle löse ich meinen starren angespannten Blick vom Boden und richte ihn vorsichtig Richtung Ozean. Ich brauche kurz und dann entdecke ich sie auch. Sie springen sogar teilweise aus dem Wasser. Unglaublich. Obwohl sie so weit weg sind, ist es einfach ein wunderschöner Moment.
Wir folgen weiter dem Pfad Richtung Strand … immer mit Blick auf das Meer und natürlich auch auf den Boden vor mir … die Schlangen sind nicht vergessen.
Aufgrund des Zeitdrucks, der Schlangen und dem unguten Gefühl, dass wir vom Weg abgekommen sind, kann ich das Naturschauspiel leider nicht voll und ganz genießen.
Am Strand angekommen, laufen wir bis zum Kap und hoffen dort auf eine Weiterführung des Weges. Zugegeben, ich glaub nicht wirklich dran, aber mach dennoch mit.
Um die Geschichte hier etwas abzukürzen: Der Weg ging natürlich nicht weiter. Dank Google Maps konnten wir uns dennoch halbwegs orientieren und mussten querfeldein gehen. Was noch mehr „Bush-Feeling“ und „Schlangen-Panik“ ausgelöst hat. Zurück wäre natürlich auch gegangen, aber hätte ewig gedauert und da war ja auch noch die tickende Uhr für den Check-In vom Campingplatz. Ich war maximal unentspannt. Aber am Ende sind wir wieder auf einen offiziellen Pfad gelangt und sogar noch beim ursprünglichen „Look-out“ gelandet. Dort haben wir auch nochmal Wale gesehen inklusive einem Schild, das uns sagt wie viel Glück wir haben, dass wir genau jetzt da sind, denn „Wal-Saison“ ist in dieser Ecke von September bis Oktober.
Punkt 17 Uhr sind wir am Auto. Da piept mein iPhone, dass die Rezeption jetzt geschlossen hat, aber der Schlüssel hinterlegt ist. Gut, dass wir dieses Mal vorher gebucht hatten.
Übrigens ist Rainer auf dem Rückweg zum Auto fast auf einen Lizard getreten… damit hat er sich als Schlangenfrühwarn-System disqualifiziert. Aber sei ihm verziehen, immerhin scheint er ein sehr guter Wale-Spotter zu sein. 😀
Am Abend beschließen wir am nächsten Tag nochmal zum Cape Naturaliste zu fahren. Jetzt wo wir wissen wie unfassbar schön es dort ist. Wir finden einen weiteren Track, weniger Gebüsch, oder zumindest ein breiter anständiger Weg für Touristen wie uns.
Wieder entdecken wir Wale und den obligatorischen Lizard. Gekrönt wird der Ausblick jetzt nur noch von der Delphine Familie, die durch die Wellen surft. Natürlich hat Rainer sie entdeckt, denn ich muss mich um die Reptilien auf dem Weg kümmern.
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