Einer unserer Lieblingsorte in Neuseeland ist Oakura. Ein kleines verschlafenes (Surfer-)Nest am Fuße des Vulkans Taranaki. Wir waren hier schon ein paar Mal und haben auch immer am gleichen Campingplatz direkt am Strand übernachtet. Auch ein Grund warum wir diesen Ort so schön finden. Man kann abends zum Sonnenuntergang an den Strand laufen und so lange in eine Richtung laufen bis man keine Lust mehr hat. Es handelt sich zwar nicht um einen langen weißen Sandstrand, aber der dunkle vulkanische Sand macht den Charme aus.
Die Abwasch-Vermeidungsstrategie
Wir sind jetzt schon eine Weile unterwegs, also so gute 3 Monate #vanlife. Da fangen einem so ganz alltägliche Dinge, wie dreimal am Tag abspülen, so langsam an auf die Nerven zu gehen. Dazu haben wir in Oakura eine neue Vermeidungsstrategie entwickelt, die gut funktioniert und auch noch sehr lecker ist. Sie lautet „Pizza“. Besagte Pizza gibt es mehr oder weniger um die Ecke und für neuseeländische Verhältnisse zu einem bezahlbaren Preis. Wir waren natürlich nicht jeden Abend da, aber so 2 oder 3mal. Es handelt sich nicht um eine klassische Pizzeria wie man sie aus Italien oder München kennt. 😀 Aber die Pizza war wirklich richtig gut. Zum Nachtisch hat Rainer allerdings anstatt Tiramisu (falls es das überhaupt gegeben hätte) Pommes bestellt. Die Kellnerin hat sich kurz gewundert, dann gelacht und anschließend den ungewöhnlichen Nachtisch serviert.
Surfen
Als wir am Taranaki ankamen, sind wir direkt zum Back Beach gefahren. Das ist in der Gegend einer der bekanntesten Surfstrände. Die Wellen sahen gut aus. Zumindest soweit man das oben von der Klippe aus beurteilen konnte. Es war nicht viel los, aber immerhin waren zwei Surfer in Boardshorts im Wasser. Also warm ist das Wasser wohl. Wir entscheiden uns beide für den Shorty (kurzer Neoprenanzug). Schnell noch die Bretter gewachst und los geht’s. Freudig kommen wir unten an, als wir feststellen, dass am Strand einige Bluebottles rumliegen. Na toll! Und ausgerechnet jetzt wo ich den kurzen Anzug an habe. Ich glaube, ich habe an anderer Stelle schon mal erwähnt, dass es sich nicht um die super giftigen Portugiesischen Galeeren handelt, aber so richtig geheuer war uns dieses Zeug hier trotzdem nicht. Ich hab zur Sicherheit nochmal einen Mann mit Hund am Strand gefragt, was man macht, wenn man gestochen wird. Der meinte, naja schön ist es nicht, wenn man von einer erwischt wird. Man kann es evtl. mit einem Bienen- oder Wespenstich vergleichen. Aha, schön. Wenn die Tentakel einen treffen, dann sollte man sie vorsichtig abrubbeln oder so. Er meinte noch am Vortag war der ganze Strand damit voll. Dann hat er uns viel Glück gewünscht und ist weitergezogen.
Diese sogenannten Seeblasen werden von bestimmten Meeresströmungen angespült und meist kommen sie in Schwärmen vor. Ich bin dann auf jeden Fall aufmerksam durchs Wasser gepaddelt und hab beobachtet, was um mich herum so schwimmt oder floatet. Nach der ein oder anderen Welle und gerade als man dachte „ok, passt schon“. Sehe ich einen relativ großen Schwarm schräg vor mir. Ich weiche nach links aus und warne Rainer noch, dass er da nicht direkt reinpaddelt. Der hat meine Warnung nicht so ernst genommen und schwups hat ihn eine erwischt. Es war nur eine kleine Galeere. Wir sind trotzdem erst mal aus dem Wasser, da wir unsicher waren, ob wir jetzt irgendwas machen müssen oder nicht. Am Strand hat Rainer die Tentakel Reste vorsichtig von der Haut abgezogen. Zum Glück war dann doch alles halb so schlimm. Rainer hat es mit einem Brennnessel-Kontakt verglichen. Trotzdem wollten wir dann lieber nicht weitersurfen. Der Spaß war erst mal vorbei.
Beim Umziehen oben am Parkplatz sind wir noch auf einen jungen Deutschen getroffen, der in Aotearoa Neuseeland Work & Travel macht und gerade mit seinem Kombi durchs Land reist. Er ist zufällig hier gelandet. Wir berichten von den Quallen. Wobei er da scheinbar schon ganz andere Erfahrungen gemacht hat… und zwar mit einer Feuerqualle im Mittelmeer. Bei ihm war es ein klarer Fall von „wer nicht hören will, muss fühlen“ oder „jugendlichem Leichtsinn“. Auf jeden Fall hatte er übelste Verbrennungen erlitten. Da ist einem so eine Bluebottle dann doch lieber.
Nach dem Plausch machen wir uns auf den Weg und checken am Campingplatz in Oakura ein. Dort springen wir nochmal eine Runde ins Wasser und können ohne Quallen surfen. Die Wellen waren etwas klein, aber immerhin besser als nix.
Die nächsten Tage sind wir immer wieder zum Back Beach gefahren, um dort zu surfen. Die Bluebottles sind zum Glück nicht mehr aufgetaucht. Meine Surf-Notizen sagen folgendes:
- Tag 2: Etwas wild. Zu früh rausgegangen. -> Ach ja, das war ein bisschen ärgerlich. Zuerst hab ich mich relativ gut durch das wilde Wasser gekämpft hab. Als ich dann dachte, es wird nichts mehr, bin ich zurück zum Van. Um dann vom Parkplatz aus zu beobachten wie die Wellen immer besser wurden. Naja, dafür hatte ich einen netten Plausch mit einem Local oben auf der Klippe.
- Tag 3: dieses Mal wirklich zu heftig -> ich war nicht lange drin
- Tag 4: ok, immer noch groß
Also für mich war im Nachhinein der erste Tag mit den Quallen doch irgendwie der beste Tag gewesen. Schade eigentlich.
Unser Hausstrand „Oakura“ hat leider auch nicht mehr viel hergegeben. An Surf-Tag 5 gab es folgenden Eintrag: 🙁 nix bekommen.
“Und was macht ihr sonst so?”
Eine Frage, die ich oft höre. Ich glaube, die einfachste Antwort ist „Das Leben genießen“. Man glaubt nicht wie schnell so ein Tag im Camper vorbeigeht. Außerdem haben wir ja gerade viel Zeit. Daher nehmen wir uns für alles auch viel mehr Zeit als sonst. Man kann zum Beispiel einfach mal total Rentnermäßig in der Sonne sitzen, gemütlich einen Kaffee trinken und sonst nichts anderes machen. Also im Grunde vergehen die Tage an denen wir nicht surfen mit „nach Wellen suchen und keine finden“, Gegend erkunden, Fotografieren, Yoga, Lesen, Karten spielen, Blogbeiträge schreiben, Portugiesisch lernen und Rainer spielt oder übt Gitarre.
Und in ganz seltenen Fällen gehen wir auch mal wandern. So geschehen am Taranaki. Wir hatten uns das schon das ein oder andere Mal vorgenommen, aber bisher nie in die Tat umgesetzt. Jetzt sollte es endlich soweit sein. Der ursprüngliche Plan war ein Foto vom Taranaki mit Spieglung in einem Bergsee zu machen. Da mussten wir allerdings feststellen, dass das keine einfache Wanderung gewesen wäre, sondern mit Übernachtung auf einer Hütte und so. Oder mega früh los und sehr lange und sehr weit an einem Tag laufen. Da war ich dann ziemlich schnell raus.
Trotzdem wollten wir uns den Berg jetzt endlich mal näher anschauen und haben uns dann für einen ca. 2 stündigen Wanderweg zu einem Aussichtspunkt entschieden. Ich fasse es mal so zusammen: Es war schon ok. Wobei wir unten vom Parkplatz aus das schönere Bild gemacht haben. Immerhin hat es sehr gut auf dem Weg durch den Wald gerochen. Trotzdem waren wir uns beide einig, dass es eine ausreichende Wanderung für uns war. Mehr muss nicht sein. Lieber Meer. 😉
So haben wir zum ersten Mal seitdem wir am 8. Oktober von zuhause aufgebrochen sind eine ganze Woche an einem Ort verbracht. Es war richtig schön in Oakura. Auch wenn wir mit unserem Campervan eingequetscht waren zwischen vielen neuseeländischen Urlaubern, die gerade ihren Sommerurlaub in Oakura verbracht haben. Man könnte meinen, dass man dann viel Kontakt zu Einheimischen hat. Das ist allerdings nicht der Fall. Meine Vermutung ist, dass diese Art von Urlauber sich einfach von ihrem stressigen Alltag erholen wollen und Zeit mit der Familie oder Freunden verbringen, aber nicht gerade auf neue Reisebekanntschaften aus sind. Kann man irgendwie auch verstehen. Trotzdem hatten wir nette Nachbarn und es wurde nett gegrüßt und nicht gemeckert. Ist doch auch schön.
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