Erster Surf 

Nachdem wir schon davon ausgegangen waren, dass das mit dem Surfen hier in WA nichts mehr wird, wurden wir zweimal richtig positiv überrascht. Das erste Mal nach unserer ersten Nacht im Camper. Wir fahren nochmal an den Strand von Scarborough und sind uns ziemlich sicher, dass wir das gleiche Bild wie am Vortag erhalten werden: Wind mit Wind und noch ein bisschen Wind. Doch es kommt immer anders als man denkt. Wir fahren auf das Meer zu und es erstrahlt im schönsten Blau. Es weht nur ein leichtes Lüftchen, nicht der Rede wert. Es sitzen viele Surfer im Line-Up. 

Die Wellen sind zwar nicht hoch, aber brechen unfassbar schnell und ich hab nicht das Gefühl, dass ich damit was anfangen kann. Somit wird es nur für Rainer der erste Surf in Westaustralien. Ich bleibe am Strand und mache Bilder. 

Rainer ist überglücklich und es ist ein richtig gelungener Start für unseren Roadtrip. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nichts von der nervigen Campingplatz Situation.

Mein erster Surf sollte jedoch auch schneller kommen als gedacht und war mindestens genauso unerwartet oder vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Am Tag nach der „Sorry, we are fully booked“ Tortur, fahren wir als erstes die Falcon Bay an. Eigentlich dachten wir, wir machen ein paar schöne Bilder von der Bucht, aber dann entdecken wir super schöne Wellen und auch ein paar (3-4) Longboarder im Wasser. Unglaublich. 

Ich muss mich dennoch ganz schön überwinden ins Wasser zu gehen, denn WA ist bekannt für seine wilde Natur und dazu gehören auch die ganz großen Fische, also Haie. 

Die Wellen sind mega. Ich greife auch ein paar ab und hab ein paar gute Rides. Aber der „brainfuck“ will nicht ganz aufhören. Das Wasser ist sandig, ich sehe keinen Grund und es gibt einige Algen. Nach 30-40 Minuten geh ich an Land. Ich bin trotzdem stolz auf mich, dass ich mich reingewagt hab … ins „Haifischbecken“. 

Wer jetzt denkt, ich übertreibe… dieses Schild hing nur ein paar Strände weiter:

Später erzählt uns der bereits erwähnte Eisbach-Bekannte von Rainer, dass es in der Falcon Bay vor einigen Jahren tatsächlich schon mal eine Shark Attack gab. Als ich allerdings meinte „schau, hab doch gesagt, dass das sharky ist“, meinte er „ach, das ist einfach bad luck, die sind hier überall“. 

Im Grunde hat er ja auch Recht. Auf dem Highway, den wir von Albany zurück nach Perth gefahren sind, sterben jedes Jahr mehr Menschen als es in den letzten 10 Jahren tödliche Haiattacken gab. Aber die Vorstellung ist einfach so unheimlich. 

Yallingup

Wir machen einen kurzen Zwischenstopp in „Yallingup“. Ein kleiner entspannter Surferort, der auf dem Weg von Cape Naturaliste nach Margret River liegt. 

Die Wellen sind wunderschön. Die Sonne scheint, oder brennt auf uns herunter. Eigentlich wäre alles perfekt für einen Surf. Allerdings sind die Wellen deutlich größer als das was wir gewohnt sind. Uns war natürlich schon vor unserem Trip nach Westaustralien klar, dass hier eher große Teile reinrollen, aber wir wollten es mal gesehen haben. Trotzdem fragen wir uns in dem Moment, “schaut es nur für uns groß aus oder ist es auch für die Locals groß”. 

Neben uns steht ein Typ, den man eindeutig als Surfer und Local identifizieren kann. Also fragen wir nach. Er überlegt kurz und meint dann: 

„It‘s just average size“.

Local Surfer

Ok, alles klar. 

Wir holen uns dann mal einen Kaffee und fahren weiter Richtung Margret River, bzw. Prevelly. Denn in Prevelly befindet sich die eigentlich weltweit bekannte Welle, die aber ortsmäßig immer mit Margret River beschrieben wird. Hier wollen wir zwei Nächte bleiben. 

Margs oder Margret River

Machen wir es kurz. Surftechnisch können wir hier nicht mithalten. Die Wellen sind groß und brechen über „shallow reef“. Denke da wäre ein Hai unser kleinstes Problem. Wir würden eher ertrinken oder so. 

Trotzdem ist das „Hai“ Thema hier durchaus präsent. Am „Surfers Point“ steht auch dieses „Shark Warning System“. Ich geh dann lieber schwimmen, … also ganz nah am Strand im seichten Wasser. 

Der Ort ist dennoch super schön. Die Küste ist traumhaft und die Stimmung ist super entspannt. Mehr dazu hier.

Gracetown

Der Name Gracetown kommt uns bekannt vor. Es dauert allerdings ein bisschen bis wir uns wieder erinnern, warum uns der Küstenort am anderen Ende Welt etwas sagt. Vor einigen Jahren gab es hier zwei Haiangriffe während am Nachbarstrand ein Contest der weltbesten Surfer stattfand. Ach ja genau, das war‘s.

Ich bin fast ein bisschen froh, dass es „flat“ ist an dem Tag als wir einen kurzen Abstecher hierher gemacht haben. Von der Klippe oben schaut es aber schön und friedlich aus. 

Ocean Beach

Den Strand hab ich entdeckt, weil ich doch nochmal „beginner surf Western Australia“ gegoogelt habe. Irgendwo muss es doch auch was sanfteres geben. Viel war nicht dabei, aber “Ocean Beach” wurde mir vorgeschlagen. Klingt gut und liegt eh auf dem Weg, um genauer zu sein in einem Ort Namens „Denmark“. 

Bei unserer Ankunft in Denmark, sowie am folgenden Tag, ist der Name Programm. Wir erleben einen Temperatursturz von 30 auf 15 Grad. Ich friere und packe sogar meine Winterjacke aus, denn der Wind macht das ganze noch kälter. Immerhin hat das Wasser 19 Grad und tatsächlich ist es kein „Shallow Reef“, sondern ein Point Break, mit sandigem Untergrund. 

Beim ersten Versuch sind die Wellen trotzdem noch zu groß und haben auch ne ganz schöne Power. Viel ist nicht zu holen. Ein kurzer Surf und dann war‘s das auch schon wieder. 

Beim zweiten Anlauf haben wir mehr Glück. Die Sonne scheint. Die Wellengröße hat sich fast halbiert … und kleine Randbemerkung: auf dem Schild am Strand wird nicht vor Haien gewarnt. Na also, geht doch. 

Noch vor dem Frühstück gehen wir surfen. Hier wird es früh hell, also es ist so 7 Uhr und es dämmert auch nicht mehr als wir ins Wasser gehen. Mit uns sind noch 4-5 andere im Line-Up. Alles war super entspannt. Rainer hatte auch einige Wellen. Bei mir lief es nicht so. Ich muss mich erst noch an alles gewöhnen. Einen Point Break bin ich bisher selten bis gar nicht gesurft. 

Nach gut einer Stunde entspannt im Wasser sitzen und einigen Fehlversuchen, was das Anpaddeln von Wellen angeht, sehe ich weiter hinten plötzlich was aus dem Wasser auftauchen und da war auch eindeutig eine relativ große Finne. Rainer und ich schauen uns entsetzt an und fragen: „Hast du das auch gesehen?“ – „Ja.“ 

So, da war er wieder, der „Hilfe Haie“ Moment. Die Locals um uns herum sitzen immer noch entspannt im Line-up, aber wir ergreifen umgehend die Flucht und lassen uns mit der nächsten Welle reinschieben. Naja, reinschieben ist gut, man ist hier richtig weit weg vom Strand. Also weit kommt man nicht mit einem kleinen netten Weißwasserschieber, sondern muss dann noch einiges selbst paddeln. Als wir im seichten Wasser wieder Boden unter den Füßen haben, überlegen wir kurz was wir jetzt machen. Für mich ist klar, ich geh raus an Land. Rainer dreht um und will noch ein paar Wellen. Er vertraut darauf, dass die Locals einen Hai besser identifizieren können als wir. Stimmt wahrscheinlich auch, aber ich geh lieber auf Nummer sicher. 😉

Eigentlich schade, denn bis zu dem Moment hatte ich keinen „Shark Brainfuck“.

Lights Beach 

Rainer war am nächsten Tag nochmal im Lights Beach surfen. Für mich war es mal wieder zu groß und zu viel Strömung. Aber der Strand an sich ist richtig schön, wenn man all die Fliegenangriffe ignoriert. Die sind extrem lästig. Gemütlich in der Sonne braten und lesen, geht leider nicht.

The Surf Gallery

Auf dem Weg von Denmark nach Albany, unser letzter Stopp an der Südwestküste, halten wir noch an der Surf Gallery. Ich hab keine Ahnung, wie genau ich darauf gestoßen bin. Ich glaub, ich hab irgendwann eine Markierung auf Google Maps entdeckt und mir dann einen Pin gesetzt. Wie auch immer, wir entscheiden uns dort einen Zwischenstopp einzulegen. 

Die Frau, die uns die Tickets verkauft und vermutlich die Frau des Inhabers ist, ist super nett. Wir schlendern durch die Galerie, bestaunen die beachtliche Surfboard-Sammlung und dürfen auch Bilder machen. Dazu läuft noch ein Surf-Movie, das wir uns auch noch anschauen. Die ganze Ausstellung handelt von der Geschichte des Surfens in Kombination mit der Surfboard-Sammlung. Jedes Brett erzählt eine eigene Geschichte. Es ist wirklich super schön und hochwertig gemacht. 

Nachdem wir alles in Ruhe angeschaut haben, gönnen wir uns noch einen „Oat Flat White“ und ein süßes Teilchen. Außer uns ist gerade keiner da, daher legen wir noch einen netten Plausch mit der freundlichen Dame ein. Sie ist auch schon gut rumgekommen und so tauschen wir uns über das Reisen und die Welt aus. 

Und das war’s dann auch mit Surfen in Western Australia. Viel mehr war für uns leider nicht drin.

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