Nach dem kurzen Roadtrip über die Coromandel Peninsula sind wir zurück in Whangamatā. Tatsächlich haben wir keine große Lust mehr auf rumfahren und wollen jetzt einfach nur noch die letzte Woche am Strand mit möglichst vielen Wellen genießen. Wenn man bedenkt, dass wir in den letzten drei Monaten allein in Neuseeland über 7.000 km zurückgelegt haben, ist das vielleicht auch kein Wunder. Auf der anderen Seite haben wir es total genossen, dass wir wann immer uns danach war wieder aufbrechen konnten. Vielleicht liegt es auch einfach an Whangamatā. Wir haben uns so richtig in diesen kleinen Ort verliebt. Er passt einfach zu uns. Nicht zu aufgeregt, aber auch nicht zu kleinbürgerlich, … zumindest von außen betrachtet.
Jetzt haben wir noch ziemlich genau eine Woche, bis wir unseren Campervan, auch bekannt als „die Karre”, in Auckland zurückgeben müssen. Der Plan ist ziemlich klar: noch möglichst viele Zimtschnecken verdrücken und so viel Zeit wie möglich im Wasser mit Surfen verbringen. Der erste Teil des Plans lässt sich ein kleines bisschen einfacher umsetzen. Am besten schmeckt die Zimtschnecke, die mehr ein Zimtbollen ist, nach einem guten Surf mit einem leckeren Kaffee aus Raglan.
Das mit dem Surfen hat auch ganz gut funktioniert. Es gab nur eine kleine Unterbrechung aufgrund von Nackenbeschwerden. Was ich allerdings zeitlich sehr gut geplant habe, da genau an diesen Tagen ziemlich große Wellen in die Bucht liefen. Daher habe ich mir zwei Tage Pause inklusive einer Massage gegönnt. Wenn man sich das ganze aus Sicht meines Surftagebuchs anschaut, liest es sich wie folgt:
- Surf Whangamata 😊 🤔 Nacken, geht so
- Surf Whangamata 😊 🤔 schwierig – 2x
- 2 Lay Days – Massage und Nacken auskurieren
- Surf Whangamata 😊 Vor dem Frühstück – bin total fertig. Nochmal am Nachmittag… viel besser. Zwei richtig schöne Wellen
- Surf Whangamata; 2 Sessions 😊 🤩🤩 richtig schöne grüne Wellen
Und noch eine kleine Anekdote zu den extrem entspannten Locals. Durch eine etwas blöde, oder nicht ganz durchdachte Aktion, bin ich genau zwischen zwei Longboardern gelandet, die gerade beide eine Welle anpaddeln wollten. Ich hab zwar noch versucht mit einem Duckdive aus der Bahn zu kommen, das ist mir aber nicht wirklich gelungen. Woraufhin die beiden die Welle durchlassen mussten und vom Brett springen. Nach dem Auftauchen hab ich mich natürlich sofort entschuldigt. Das eigentlich interessante war allerdings, dass ich gefragt wurde, ob alles ok ist. Keiner war sauer oder hat mich für meine blöde Aktion angekackt. Alle waren total entspannt und eher besorgt um mein Wohlbefinden. Ja, so kann es auch laufen.
Ist bestimmt auch nicht immer und überall in Neuseeland so, aber ich hab es in dem Moment als einen weiteren Punkt auf die Liste gesetzt, warum ich dieses Land und die Leute so liebe.
Regentag
Seit langem hatten wir mal wieder einen richtigen Regentag. Schon in der Früh hat es ordentlich geschüttet und an Frühstück im Freien war nicht zu denken. Das sind dann wieder die Momente, wo so ein Campervan-Leben weniger attraktiv erscheint. Wir haben es uns dann trotzdem gemütlich gemacht, ausnahmsweise drinnen den Tisch aufgebaut und wie jeden Morgen unser Porridge mit frischen Früchten gegessen.
So richtig wollte das Wetter auch nicht besser werden. Der Campingplatz stand irgendwann schon ziemlich unter Wasser und wir sind sehr froh, dass wir einen Campervan und kein Zelt haben.
Wir nutzen eine vermeintliche Regenpause und laufen zu unserer neuen Lieblingsbäckerei, die nicht nur gute Zimtbollen, sondern auch leckeres Brot und Baguette hat. Unterwegs fängt es dann doch wieder an zu regnen, aber Rainer konnte das Brot sicher nach Hause bringen 😉
Abends verziehen sich die Regenwolken und die Sonne kommt raus. Wir genießen den Abend am Strand.
Letzter Einkauf mit einem schönen Abschiedsgeschenk
Bevor wir Whangamatā schweren Herzens verlassen, machen wir noch einen letzten Einkauf im „New World“. Als wir an der Kasse anstehen, fängt eine Frau in der Schlange hinter uns ein Gespräch mit uns an. Wir plaudern etwas, wie uns das hier in Neuseeland schön öfter passiert ist und wie fast immer kommt dann die Frage, wo wir eigentlich herkommen. Ich sage, wir sind aus Deutschland. Sie denkt allerdings, dass wir dennoch hier leben. Ich kläre sie auf, dass wir nur zum Reisen hier sind und unsere Zeit in Neuseeland sich leider langsam dem Ende neigt. Sie schaut mich mit großen Augen an, wie wir so da stehen, braun gebrannt in unseren Shorts mit Flip Flops und sonnengebleichten Haaren und sagt überrascht:
„You look like Kiwis.“
Damit hat sie mir unbewusst das schönste Abschiedsgeschenk gemacht. Tatsächlich fühlte es sich vor allem in Whangamatā so an als würden wir hierher gehören. Von Anfang bis Ende haben wir uns hier wohlgefühlt. Die Bäckerei mit den Zimtschnecken. Der Campingplatz von dem man direkt zum Surfspot laufen kann. Die lustige Verkäuferin im Surfshop, die für Neuseeland bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei war, als Surfen das erste Mal olympisch war. Die Pizzabäckerin, die in Italien Pizza backen gelernt hat. Die kleinen Cafés und Eateries. Ich könnte noch so einiges mehr aufzählen, aber kurz gesagt, hat hier alles für uns zusammengepasst. Die Leute und die Vibes der kleinen Stadt waren genau das richtige für uns. Wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mit dieser wundervollen Erinnerung im Gepäck ziehen wir weiter …
Time to say goodbye
Nach einer Woche wird es Zeit Abschied zu nehmen. Leider haben wir am letzten Tag keinen Surf bekommen. Wir werden mit regnerischem und windigem Wetter verabschiedet. Der Tag vergeht mit packen, putzen und dem Verschenken aller Sachen, die wir nach und nach in Neuseeland angehäuft haben. Einige Teile überlassen wir anderen Campern auf dem Campingplatz. Den Topper, der meinen Schlaf und meinen Rücken gerettet hat, sowie ein paar andere hochwertigere Sachen, bringen wir zu einem OP-Shop. Das sind Second Hand Shops und laut meinen Recherchen extrem beliebt bei den Neuseeländern. Es gilt bei manchen wohl sogar als Hobby dort einzukaufen. Ich bin froh, dass wir unsere Sachen dort spenden können und hoffe sie finden einen guten neuen Besitzer.
So wird es immer realistischer, dass sich unsere Zeit hier dem Ende neigt. Obwohl wir traurig sind, freuen wir uns auch riesig auf ein richtiges Bett, ein eigenes Bad und mehr Platz. Das Leben auf 4-6 qm ist irgendwann doch auch anstrengend, vor allem wenn es regnet und man nicht gut draußen sein kann.
Außerdem hat sich an einem der letzten Tage dann auch noch die Wasserpumpe in unserem Camper verabschiedet und damit auch das bisschen Komfort an fließend Wasser. Somit stehen alle Zeichen auf – Zeit für was Neues. Doch vorher geht es noch nach Auckland …
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