Die Feiertage liegen in diesem Jahr besonders günstig. Außerdem haben wir noch einige Resturlaubstage. Wir wollen aber auf keinen Fall zwei Wochen in München rumhängen. Somit wurde schon vor längerer Zeit der Plan gefasst nach Spanien zu reisen und hoffentlich sprichwörtlich ins neue Jahr zu rutschen. 

Schon bei unserer Abreise am Flughafen in München merken wir, dass der Weihnachtstourismus in vollem Gange ist. Es ist der 22. Dezember und die Menschen wollen entweder in die Heimat oder in den Urlaub fliegen. Einmal davon abgesehen, dass deutlich mehr los ist als zu unseren sonstigen Reisezeiten, war mir bisher nicht bekannt wie viele ihre Haustiere mit auf eine Flugreise nehmen. Normalerweise, wenn wir uns am Sperrgepäckschalter anstellen, sehen wir vielleicht noch den ein oder anderen mit einer Golftasche oder einem Skisack. Manchmal sind es auch Surfer wie wir, die ihre schwere Boardbag auf das Band hieven. Hunde und Katzen hingegen … daran kann ich mich nicht erinnern. Heute sind sie jedoch in der glatten Überzahl. Schon verrückt und irgendwie tun sie einem auch leid. Die Kleineren dürfen zwar immerhin in einer Tasche mitreisen, aber die Größeren müssen in eine Box. Wie das genau abläuft, keine Ahnung. Ich hab es ja nur wundernd vom Rand aus betrachtet. 

Irgendwann landen wir dann auch in Sevilla. Unser Gepäck scheint gut angekommen zu sein. Etwas müde, aber in freudiger Erwartung auf die bevorstehende Zeit, machen wir uns auf den Weg zum Mietwagenschalter. Wie schon viele Male zuvor wird mir ein vermeintlich günstiges Upgrade angeboten. Ich lehne dankend ab. Doch dann entdeckt die Dame Rainer mit unserem Gepäck. Sie wittert Geschäft. Ich muss das leider so sagen, denn ab da wurde es wirklich unangenehm. Sie und ihr Kollege reden auf mich ein, dass unser Gepäck auf gar keinen Fall ins Auto passen würde. Als ich ihnen erkläre, dass wir schon öfter ein Auto in der Größe hatten und es kein Problem wäre, wird die Strategie aggressiver. Sie erklärt mir, dass das auf keinen Fall geht und sie beweist es mir gerne. Der Tonfall ist auch nicht freundlich, sondern sichtlich genervt. So stapfen wir zu dritt zum Mietwagen. Rainer und ich klappen die Sitze um und schieben die Boardbag durch die Mitte. Unsere Handgriffe sitzen, weil wir das ja wie gesagt schon viele Male gemacht haben. Die Dame lässt jedoch nicht locker und erklärt mir, dass das so nicht geht. Es wäre viel zu gefährlich und kommt dann auch noch mit der Polizei an, die uns aufhalten würde, wenn wir so fahren. Ich erkläre ihr daraufhin, dass wir die Bretter gerne auspacken können, denn die sind viel kleiner als die Tasche und dann wäre auch das kein Problem mehr. Ich frage mich, ob nicht ich als Deutsche hier eigentlich der Bedenkenträger sein müsste und sie mir mit einem „no problemo“ begegnen sollte. Also mal in Klischees gesprochen. Naja, in einer anderen Situation, wo man kein Geschäft wittern würde, wäre das vermutlich auch der Fall. Die Dame gibt immer noch nicht auf. Rainer bleibt mit unseren Taschen am Parkplatz zurück. Ich stapfe ihr wieder hinterher zurück zum Mietwagenschalter. Dort wartet der Kollege, dem sie auf Spanisch von der Situation berichtet. Mir ist das alles äußerst unangenehm und ich bin kurz davor mehr zu zahlen, nur um aus der Situation rauszukommen. Zum Glück schreibt Rainer in dem Moment eine Nachricht: „Wir zahlen auf keinen Fall mehr.“ Das bringt mich zurück auf Spur und ich bleibe hartnäckig. Die beiden probieren es noch mit einem spitzen Rabatt für das Upgrade. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der erste Aufpreis mehr gekostet hat, als ich für den ganzen Mietwagen über Check24 bezahlt hab. Als ich ihr versichere, dass ich das wirklich nicht zahlen kann und wir gerne die Bretter auspacken, gibt sie genervt auf. Sie fragt mich dann noch die üblichen Fragen nach Versicherung und Pannenhilfe, die ich ebenfalls dankend ablehne. Bei der Pannenhilfe fragt sie zweimal nach, ob ich mir sicher bin, dass das abgedeckt ist. Ich bejahe wieder. Sie ist weiter genervt und gibt schließlich ganz auf. Meine Kreditkarte wird am Ende nur mit der Kaution und den Kosten für den Zusatzfahrer belastet und ich erhalte endlich den Schlüssel. Meine Laune ist allerdings nicht mehr so gut wie zuvor. Sie ringt sich zum Abschied noch ein Lächeln ab und ich mache mich schnellstmöglich aus dem Staub. Das fängt ja gut an. 

Um uns weiteren Ärger zu ersparen, packen wir tatsächlich die Bretter aus und verstauen alles so gut es geht im Kofferraum. Dann geht’s endlich los auf die Autobahn Richtung El Palmar. 

Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Kein Wölkchen zu sehen, wir haben strahlend blauen Himmel. Nur leider keine Wellen. Die Vorhersage verspricht auch nichts Gutes. Für die nächsten zwei Wochen!! steht jeden Tag 0-1 Fuß im Forecast. Katastrophe! – so rein aus surftechnischer Sicht gesehen. Man muss sich das so vorstellen, als würde man zwei Wochen Skiurlaub buchen und dann sitzt man bei 15 Grad und grünen Wiesen in den Alpen. Man könnte sich über das gute Wetter freuen, aber das war einfach nicht der Plan. 

Endlich Blauer Himmel

Das ganze Ausmaß und Drama des Atlantiks, der sich fast wie das Mittelmeer präsentiert, kann man an diesem kurzen Surftagebuch erkennen:

  • Heiligabend: Surf El palmar – zu viel Offshore – nix dabei 
  • Ein paar Tage später: Surf El palmar – früh. Vor dem Frühstück. 1 Welle 
  • 2 Tage später: Surf El palmar – früh. Vor dem Frühstück. 5 Wellen  
  • Einige Tage danach: Surf El Palmar – super klein. Beste Welle in diesem Urlaub 
  • Nächster Tag: Surf El palmar – früh. Vor dem Frühstück. Keine Welle. Zu steil für mich. Rainer hatte Spaß 

Das war die spärliche Ausbeute von 15 Tagen Surftrip. 


Aber Meckern hilft nicht, man muss halt aus jeder Situation das beste machen. So ist zumindest meine Herangehensweise. Hat’s mich genervt? Na klar, aber es würde ja die Lage nicht ändern, wenn ich mich nur darüber aufrege. Jetzt wo wir schon mal hier waren, wollte ich zumindest die Sonne, das Meer und den Strand genießen. Anstatt jeden Morgen durch Haidhausen zu spazieren, konnte ich hier immerhin vor dem Frühstück am Strand meine morgendliche Runde drehen. Genau das haben wir dann auch gemacht. 

Rainer hat sich sichtlich Mühe gegeben nicht die Nerven zu verlieren, aber hin und wieder ist der Frust dann doch aus ihm herausgebrochen. Hier eine kleine Sammlung von seinen Frust-Ausdrücken:

  • Hell Palmar 
  • Wenn ich El Palmar mit einem Geräusch beschreiben müsste: Tierheim -> das war auf das anhaltende Hundegebell bezogen. Zugegeben, er lag nicht ganz falsch. 
  • Irgendwie scheinen hier alle gut gelaunt zu sein, … außer mir. 
  • Er kam gesund und ging krank. -> er meinte natürlich sich selbst. Krank war er nicht, aber das ein oder andere Mal nicht gerade der lilalaune Bär.  

Ich muss zugeben, dass ich mich gegen Ende, als wir fast jedes Sandkorn persönlich kannten, auch langsam auf zu Hause gefreut habe. Denn auch mir wurde am Ende der zweiten Woche allmählich langweilig. Bei der Mietwagen-Buchung ist mir leider auch noch ein kleiner Fehler unterlaufen. Ich hatte (warum auch immer) begrenzte Kilometer gebucht. Nicht besonders schlau, denn damit sind Fahrten, die die 50km übersteigen auch gestrichen worden. Ansonsten hätten wir zumindest noch ein paar Städte anschauen können, oder nochmal nach Gibraltar fahren. 

Immerhin haben wir noch einen kleinen Ausflug nach Medina-Sidonia gemacht. Das war eine ganz nette Abwechslung und die alten Steinüberbleibsel haben mich immerhin an meinen lustigen Trip nach Neapel mit meiner Freundin Regina erinnert. 


Da wir wie gesagt keine weiten Strecken fahren konnten, habe ich mich ein bisschen von Komoot inspirieren lassen und so sind wir in der näheren Umgebung hier und da mit unserer Kamera rumspaziert. 


Cabo Roche, Klippenwanderung, die mehr durch den Wald ging als an den Klippen entlang.


Hafen und Klippen bei mega Wind – Cala Del Aceite


Torre de Meca mit schönem Blick auf Los Caños de Meca, bzw Faro de Trafalgar. Hier liefen letztes Mal richtig schöne Wellen rein. 


Los Caños de Meca


Auf der Suche nach den Flamingos – Bahía de Cádiz

Ansonsten haben wir das ein oder andere Mal festgestellt, dass es doch ganz gut wäre, wenn man ein bisschen Spanisch könnte. Ich versteh zwar ein paar Brocken, weil es dem Portugiesischen ähnlich ist, aber unseren Kellner hab ich halt dann leider auch auf Portugiesisch gefragt, ob er Englisch spricht. Er hat mich etwas komisch angeschaut. Ich vermute, dass er mich dennoch verstanden hat, aber geholfen hat es auch nichts, weil er ja nur Spanisch konnte 😀 

Am 6. Januar machen wir uns mit all den anderen Weihnachtsurlaubern auf den Heimweg. Sie mit Kindern und / oder Haustieren und wir mit unseren nahezu unbenutzten Surfbrettern. 

Bleibt nur noch zu sagen: Goodbye El Palmar. Wir haben es jetzt dreimal miteinander versucht. Einmal warst du halbwegs gnädig zu uns, aber die meiste Zeit war’s eher schwierig mit dir und den Wellen. Vermutlich sehen wir uns so schnell nicht wieder. Es liegt nicht an dir. Es liegt an uns. 

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