Als wir uns für Westaustralien als ersten Stopp für unsere Reise entschieden hatten, stand Rottnest Island bei uns beiden ganz weit oben auf der Liste der „must sees“. Wir wollten vor allem wegen den süßen kleinen Quokkas hin. 

Dass überall mit den flauschigen Tierchen geworben wird, hätte uns schon irgendwie skeptisch machen sollen. Stattdessen waren wir geblendet und in unseren Köpfen entstand eher ein Bild von „Wildlife“ Abenteuer. Das ist im Nachhinein totaler Quatsch. 

Aber fangen wir von vorne an. Rottnest Island sollte das letzte große Highlight in Westaustralien sein. Wir buchten ein paar Tage vorher die Fähre von Fremantle inklusive Fahrrad. Rottnest Island ist mehr oder weniger eine autofreie Insel, daher gibt es nur die Möglichkeiten zu Fuß, per Rad oder mit einem Bus die Insel zu erkunden. Wir sind beide gerne mit dem Rad unterwegs, daher erschien es uns als das beste Fortbewegungsmittel. 

Die Wetteraussichten waren auch hervorragend. Sonne, Sonne und noch mehr Sonne mit irgendwas um die 30 Grad. So packten wir frohen Mutes, ausreichend Sonnencreme, Wasser und Badesachen ein und natürlich unsere Kameras. Einen wirklichen Plan von der Insel hatten wir nicht. Aber irgendwo hatte ich gelesen, dass man in 3-5h (22km) mit dem Fahrrad die Insel umrunden kann. 

Auf dem Schiff treffen wir auf Karl. Karl ist Australier, gut gelaunt, gesprächig und gerade von Melbourne nach Perth gezogen. Einfach so, weil er Bock drauf hatte. Jetzt ist er auf Jobsuche, aber lässt es erst mal entspannt angehen. Ich liebe die australische Gelassenheit. 

Lustigerweise hat Karl zum Teil deutsche Wurzeln. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist ein Elternteil Deutsch. Das erklärt auch, warum Karl mit „K“ und nicht mit „C“ geschrieben wird. 

Er gibt uns noch einige Tipps für unsere weitere Reise und dann trennen sich bei der Ankunft auf Rottest erst einmal unsere Wege. Wir steigen auf unsere Fahrräder und er zieht zu Fuß los. 

Die Räder sind etwas klapprig und haben auch nur 3 Gänge. Zu Beginn finde ich das noch lustig. Doch beim ersten kleinen Anstieg schwant mir schon böses. Mit so einem alten Touri-Drahtesel wird schon der kleinste Hügel zur Sporteinlage. 

Einige Anstiege später steht die Sonne inzwischen hoch am Himmel und brennt erbarmungslos auf uns herunter. Schatten Fehlanzeige. Nur der Wind verschafft uns etwas Abkühlung. Wobei ich mir beim Wind auch nicht sicher bin, ob ich ihn verfluchen oder wertschätzen soll. Denn wenn man eine Insel umrundet, hat man nicht nur Rückenwind. 

An dieser Stelle sollte ich auch noch die Fliegen-Plage erwähnen. Es sind keine normalen Fliegen, wie wir sie von Deutschland kennen. Diese Fliegen (ich hatte sie an anderer Stelle schon einmal erwähnt) kommen in Scharen und krabbeln in jede verfügbare Körperöffnung oder -höhle… Nasenlöcher, Augen, Ohren. So etwas unfassbar lästiges hab ich vorher noch nicht erlebt. Und die Rottnest Fliegen sind auf Hochtouren. 

Ich glaube, es hat so ca. 2h gedauert, dann war meine Begeisterung für die Landschaft dahin und die Laune rutschte gaaaanz langsam in den Keller. Von Quokkas übrigens bisher keine Spur. Die Hitze tat ihr übriges oder trug vielleicht sogar den Löwenanteil… wie auch immer. Irgendwann wollte ich nur noch ins Wasser, runter von dem Klapper-Rad und weg von den Fliegen. Schatten war weit und breit nicht zu sehen, daher wurde dieser ganz hinten auf die „Wunschliste“ verbannt. Ich sagte nichts mehr außer „Ich muss ins Wasser“. Mein Gesicht, meine Tonlage und der Rest sprachen Bände. 

Immerhin fanden wir einen wirklich traumhaften Strand und weil wir schon ordentlich in die Pedale getreten hatten (soweit möglich), hatten wir den weißen Traumstrand sogar für uns alleine. Zumindest für 30 min.

Die Abkühlung tat unfassbar gut. Die gute Laune kehrte langsam zurück. Nur die Aussicht, dass wir gerade erst bei der Hälfte der Strecke waren, gefiel mir nicht besonders. Aber gut, da musste man jetzt durch. 

Kaum zurück auf dem Rad und ein paar weitere Hügel später, stand ich vor dem nächsten Hitzekollaps. Ich verfluchte mich für die Fahrrad-Idee. 

Naja, kürzen wir die Fahrrad-Geschichte ab. Irgendwie haben wir es zurück in die Touri-Ecke geschafft, wo es einen Store und ein Café gab. Dort füllte ich mit gekühlten Getränken erst mal meinen Wasserhaushalt auf. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so geschwitzt hatte. Abartig. Und es gab endlich SCHATTEN. 

Außerdem trafen wir auch auf die ersten Quokkas. Leider eine extrem ernüchternde Begegnung. Die armen Tiere sind zwar offiziell wild, aber uns kommt es eher vor wie im Zoo. Die meisten Touristen haben kein bisschen Respekt und halten keinen gebührenden Abstand ein. Ein Selfie mit dem Smartphone ist wichtiger. Wir sehen die kuriosesten Szenen, wie Touristen ins Gebüsch krabbeln und sich direkt neben die Tiere setzen und mit dem iPhone vor ihnen rumfuchteln. Schrecklich. 

Im Café sehen wir eine Quokka Mama mit ihrem Jungen oder besser gesagt, das Junge sucht verzweifelt die Nähe und Aufmerksamkeit der Mutter. Diese ignoriert es jedoch. Die Bedienung im Café erzählt uns, dass vermutlich irgendwelche Touristen das Junge angefasst haben und dadurch riecht es für die Mutter anders und sie akzeptiert es nicht mehr, bzw. kann es am Geruch nicht als ihres erkennen. Einfach nur traurig. 

Als ich dann noch ein Schild entdecke, auf dem steht, dass Quokkas nachtaktiv sind und eigentlich tagsüber schlafen, ist es ganz vorbei. 

Da fehlen einem die Worte. Irgendwie fast schlimmer als im Zoo. Auf der anderen Seite… wir hätten es besser wissen müssen. 

So kam es mal wieder anders als gedacht und Rottest wird nicht als „das“ Highlight in die Geschichte unseres Westaustralien Trips eingehen. Wobei die Landschaft und vor allem die Abkühlung am abgelegenen Traumstrand es irgendwie rausreißen. Und die Bilder zeigen ja auch wie schön es eigentlich ist.

Fazit: wenn ich nochmal kommen würde, dann mit einem anständigen Fahrrad und voller Fokus auf die Nicht-Touristen-Ecken. Quokkas in Ruhe lassen. Und wenn möglich bei etwas weniger Hitze. 

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