Als ich vor langer langer Zeit unsere Reise geplant hatte, hab ich mir in meiner Traumvorstellung ausgemalt, wie ich Neujahr am südlichsten Ende von Neuseeland feiere. Oder zumindest sehr weit im Süden, genauer gesagt in der Porpoise Bay. Ich hatte unfassbar schöne Erinnerungen an diesen Ort und konnte mir gut vorstellen gemeinsam mit Rainer und den dort ansässigen Pinguinen ins neue Jahr zu rutschen.
Die Realität sah jetzt aber so aus. Ich hab 1.5 Wochen krank sein im Camper hinter mir, außerdem sehnen wir uns nach sommerlichen Temperaturen und der Sommer auf der Südinsel lässt auf sich warten und Surfen klappt aktuell auch noch nicht so wie erhofft. Der Hauptpunkt ist allerdings, wir haben beide keine Lust mehr auf frieren. Daher beschließen wir, dass Dunedin der Wendepunkt auf der Südinsel für uns ist. Also im wahrsten Sinne des Wortes, denn wir fahren die gleiche Küstenstraße wieder hoch Richtung Norden. Das ist der Vorteil am Campervan-Life, man kann seine Pläne auch schnell mal ändern und dem Wetter anpassen. Aber bevor wir den Rückzug antreten, haben wir uns die Halbinsel von Otago erst mal etwas genauer angeschaut. Denn bei unserer letzten Reise haben wir nicht so viel von der Gegend gesehen.
Smaills Beach und ein paar Robben
Eines unserer ersten Ziele ist der Smaills Beach. Wir parken ziemlich am Ende der Straße und laufen dann am Tomahawk Creek entlang zum Strand. Die Sonne kommt raus und wäre es nicht so kalt und windig, wäre es noch traumhafter. Die Natur ist hier einfach atemberaubend. Genau deshalb sind wir hier. Zu dieser sagenhaften Naturlandschaft gesellen sich noch ein paar Robben, bzw. liegen sie schon wie bestellt am Strand leicht in den Sand eingebuddelt und genießen das Leben. So wirkt es zumindest für mich.
Waiwhakaheke Seabird Lookout
Am Ende der südlicheren Landzunge der Otago Halbinsel haben sich diverse Seevogelkolonien niedergelassen unter anderem auch der Albatros. Und weil man nicht jeden Tag die Chance hat einen Albatros zu sehen, fahren wir die Straße am Fjord oder Inlet (bin nicht sicher wie man es richtig nennt) entlang, bis wir am Waiwhakaheke Seabird Lookout ankommen. Und tatsächlich entdecken wir irgendwann den ein oder anderen Albatros, der über uns elegant hinweg gleitet. Die Bilder sind nicht besonders gut geworden, aber immerhin eine schöne Erinnerung. 🙂 Auf dem Rückweg halten wir noch an dem ein oder anderen Lookout und genießen den Ausblick.
Neuseeländische Weihnachtstradition
Unser erster Tag oder Abend in Dunedin fällt auf den 25. Dezember. Unsere neuseeländischen Nachbarn wollen uns ein bisschen neuseeländische Weihnachtstradition mitgeben und schenken uns eine Art „Knallbonbon“. Dann muss jeder an einem Ende des „Bonbons“ ziehen und wer das längere Ende behält gewinnt oder so ähnlich. Auf jeden Fall fällt dann eine Krone, ein Ring und ein kleiner Zettel mit einem Spruch raus. Obwohl ich noch einen Tipp von dem netten Kiwi bekommen hab, wie man sich den Gewinn einheimst, verliere ich und Rainer darf die Krone tragen.
Unser Nachbar erzählt uns auch, dass es durchaus ungewöhnlich kalt ist für diese Jahreszeit, normalerweise wäre es doch schon sehr viel sommerlicher.
Am nächsten Morgen müssen wir allerdings feststellen, dass es am Vortag fast noch richtig schön warm war. Jetzt ist es richtig kalt (10 oder 11 Grad) und es regnet. Wir frühstücken ausnahmsweise drinnen. Dann schlagen wir noch etwas Zeit tot und plötzlich ist es auch schon Mittag. Rainer bekommt schon wieder Hunger und nutzt die Regenpause um die Fish & Chips um die Ecke zu testen. Sein Fazit: Extrem gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Schmeckt auch gut, aber kommt nicht a die Fish & Chips in Eden ran. Trotzdem gibt es ein Daumen hoch, aber soweit ich es verstanden habe, ein Fast-Food Thumbs-Up. Es war schon ordentlich fettig.
Purakaunui Estuary
Nachdem der Regen sich so langsam verzogen hat und die fettigen Fish & Chips uns aufgewärmt haben, machen wir einen kleinen Ausflug auf die andere Seite der Otago Peninsula. Unser erstes Ziel ist das Purakaunui Estuary. Erst mal verfahren wir uns jedoch und landen auf einer Straße, die uns irgendwie nicht ganz geheuer ist und wir fragen uns, ob das wirklich der richtige Weg sein kann. Kleiner Tipp, man sollte nicht einfach nur ein Ziel in google angeben und losfahren. Es lohnt sich auch etwas genauer auf die Karte zu schauen, welche Straße die Hauptstraße ist bzw. zumindest annähernd wie eine richtige Straße ausschaut. Diese hier war irgendwann nicht mehr geteert, gut das kommt öfter vor, aber wurde dann auch noch extrem schmal. Zum Glück hat man fast überall Empfang und wir drehen mehr oder weniger noch rechtzeitig um und fahren zurück auf die richtige Straße. Die entspricht jetzt auch nicht einer Autobahn, aber man kommt ganz gut durch. 😉
Am Ziel angekommen suchen wir uns einen Parkplatz und laufen den kleinen Weg am Estuary entlang. Will man hier surfen, was durchaus möglich ist bei den richtigen Bedingungen, muss man erst mal auf die andere Seite paddeln. Heute sind die Wellen viel zu klein, selbst für meine Verhältnisse, aber es ist traumhaft schön trotz wolkenverhangenem Himmel. Ok und zu kalt wäre es mir irgendwie auch zum Surfen.
Kurzer Zwischenstopp am Long Beach
Der Long Beach befindet sich mehr oder weniger um die Ecke vom Purakaunui Estuary. Daher bietet sich hier ein kurzer Zwischenstopp an. Auch dieser Strand ist ein Surfstrand. Heute will man allerdings auch hier nicht unbedingt ins Wasser.
Wildlife am Aramoana Beach
Unser nächstes Ziel ist der Aramoana Beach. Zuerst erkunden wir den Strand. Auch hier könnte man eigentlich surfen, aber inzwischen hab ich sogar meine neue Merino-Wollmütze ausgepackt und ich könnte aktuell kaum weiter von dem Gedanken „Surfen“ entfernt sein. Die Natur ist aber mal wieder grandios.
Noch besser wird es dann als wir auf die Mole laufen. Hier kommen uns auch ein paar Leute entgegen und eine Frau berichtet freudig, dass man weiter vorne eine Robbe sehen kann, die gerade mit ihrer Beute spielt. Sie meinte zwar dann noch, dass es nicht nur ein schöner Anblick ist, aber das ist die Natur. Tatsächlich ist die Robbe immer noch mit dem Fisch zugange als wir weiter hinten an der Mole ankommen. Wir finden auch ein paar Robben, die einfach so am Wegesrand rumhängen. Delphine springen auch noch aus dem Wasser, davon hab ich aber leider kein Bild oder Video. Also Wildlife-mäßig war wieder gut was geboten und allein dafür hat sich der Weg hier schon gelohnt.
Als wir mit unserem Spaziergang über die Mole fertig sind, sind mir die Finger komplett eingefroren, … trotz Mütze, Pulli und zwei Jacken ist mir so kalt wie schon lange nicht mehr. Der kalte Wind geht einem irgendwann einfach komplett durch Mark und Bein.
Saint Clair und Saint Kilda Beach
Saint Clair ist der vermutlich bekannteste Surfstrand in Dunedin, was unter anderem an seiner Lage liegt. Er befindet sich direkt an der Promenade. Mehr oder weniger nebenan befindet sich Saint Kilda, ebenso ein Surfstrand direkt in Dunedin. Wir fahren einige Male an beide Strände und schauen nach für uns surfbare Wellen. Mich macht es nicht wirklich an. Draußen hat es höchstens 12 Grad und im Wasser sind ähnliche Temperaturen angekündigt. Ich sehe auch den ein oder anderen Surfer mit Haube. Evtl. würde ich es mir überlegen, wenn ich meinen 5er Neopren mit Haube dabei hätte, aber so kann ich mich leider nicht überwinden. Wir können uns ja danach noch nicht mal in einer warmen Wohnung aufwärmen, sondern man sitzt dann wieder im kalten Bus. Es wäre nicht das erste Mal in kaltem Wasser. Ich hab schon in Galizien, in Kantabrien und im Norden von Portugal gefroren. Aber aktuell sträubt sich alles in mir. Mein Körper sagt ganz klar: Nein, danke.
Am letzten Tag, kurz bevor wir weiterziehen, stürzt sich Rainer aber dann doch noch in die Wellen von Saint Clair. Ich bleibe draußen und mache Bilder.
Das war’s dann mit Dunedin und der Otago Peninsula. Ab jetzt arbeiten wir uns Richtung Norden vor und wollen dann so langsam auf die wärmere Nordinsel übersetzen.
Comments are closed.