Es kommt immer anders als man denkt

Der Wecker klingelt um halb 8, wir wollen möglichst früh los zum Vulkan Vesuv. Am Abend zuvor haben wir noch im Reiseführer und Internet recherchiert wie man am besten dort hinkommt. So, nehmen wir den Zug vom Hauptbahnhof, Richtung Pompei. Laut Lonely Plant gibt es zwei Möglichkeiten, um nach oben zu gelangen, entweder mit dem öffentlichen Bus, was auch empfohlen wird oder mit den privaten Veranstaltern. Diese sind wiederum nicht nur deutlich teurer sondern bieten auch keine wirkliche zusätzliche Leistung an. Daher wollen wir auf jeden Fall mit dem öffentlichen Bus fahren.

Der Bus fährt entweder vom Bahnhof Ercolano Scavi, Pompeji Scavi oder von der Piazza Anfiteatro in Pompeji.

Ach so, gut Option drei, wäre komplett zu laufen, aber das dauert ein paar Stunden und ist uns dann doch zu weit. Hoch zu Ross geht auch noch, aber klingt noch weniger verlockend aus meiner Sicht.

„First things first. Erst mal ein Frühstück.“

Da wir ohnehin noch frühstücken wollten und uns irgendwie nicht richtig entscheiden konnten, wo wir jetzt am besten aussteigen, sind wir nach Pompeji gefahren. Unter anderem, weil wir davon ausgegangen sind, dass wir dort die beste Chance auf ein anständiges Frühstück haben. Damit sollten wir auch Recht behalten. Wohl genährt und zufrieden mit unserer Entscheidung begeben wir uns auf die Suche nach dem öffentlichen Bus.

Unsere erste Vermutung war falsch und wir laufen direkt den Anbietern eines Privattransfers in die Arme. Wir lehnen dankend ab, denn wir haben die feste Absicht mit dem öffentlichen Bus zu fahren.

Wir laufen weiter und kommen an einem seltsamen „Tourist Office“ vorbei. Es kommt uns schon alles etwas komisch vor, aber bevor wir uns richtig versehen, hat uns die Dame mit den Worten „We are a tourist office. Only free information.“ in ihren Fängen. Ich frage direkt mal nach dem öffentlichen Bus zum Vesuv und das war dann auch ihr Stichwort, um in den Verkaufsmodus umzuschalten. „Der öffentliche Bus hält in jedem kleinen Dorf. Das dauert ewig, da seid ihr dann insgesamt locker 5 Stunden unterwegs. Der kostet 3.60 EUR pro Strecke und dann noch der Eintritt für 10 EUR. Wir haben eigene Busse, die fahren euch ganz schnell und direkt hoch und ihr bekommt auch gleich nen Rabatt, weil das die letzten beiden Plätze sind. Kostet euch dann nur 15 EUR.“ Gut, ist dann tatsächlich nicht viel teurer. Nach etwas zögern, stimmen wir zu, weil der Bus auch gleich in 20 Minuten abfährt. Perfekt also. Wir gehen uns noch schnell was zu trinken holen bevor es losgeht.

Als wir wieder zurück sind, schauen uns die beiden Damen total betroffen und entsetzt an „There has been an accident on the road to Vesuv. The road is blocked and one man even died. …“ Wir können aktuell nicht hoch und müssten auf den nächsten Bus in 1 Stunde oder so warten. Die Story mit dem Toten habe ich ihr doch glatt abgekauft, weil man halt denkt, dass man sowas nicht einfach erfindet. Regina hat da durchaus schneller reagiert und direkt unser Geld zurückverlangt. Erst wollten sie verhandeln, aber als sie merkten, damit kommen sie nicht weit, haben sie es rausgerückt.

Etwas angefressen ziehen wir weiter und überlegen, was wir jetzt machen. Als uns zwei Straßen weiter das nächste „Tourist Office“ begegnet. Wir beschließen uns nochmal anquatschen zu lassen, um rauszufinden, ob es nun einen Unfall gab oder nicht. Die Dame kommt über die Straße auf uns zugerannt und fragt wo wir hin wollen. Pompeji oder Vesuv? Wir wollen natürlich zum Vesuv. Da erklärt sie uns, dass bald ein Bus fährt. Wir fragen, ob es denn nicht einen Unfall gegeben hätte. Woraufhin sie uns fragend anschaut, welcher Unfall, da ist kein Unfall, der nächste Bus fährt in einer Stunde. Ich war wirklich kurz davor ihr ins Gesicht zu springen. Hab es allerdings dabei belassen, sie über die Lügengeschichte ihrer reizenden Kollegin aufzuklären und dann sind wir ohne ein weiteres Wort gegangen.

Und schwups standen wir am Eingang zu den Stätten von Pompeji. Kurz nochmal nach dem öffentlichen Bus gesucht, leider nicht gefunden, Vulkan abgehakt und dann einfach den direkten Weg ins „alte Dorf“ genommen. 15 EUR Eintritt hingelegt und in praller Mittagssonne durch Pompeji gelaufen. Oder wie Regina sagen würde. „Wir haben uns einen Steinhaufen nach dem anderen angeschaut.“

Jetzt würde ich mich schon als Kulturbanause bezeichnen, aber Regina ist doch die Königin der Kulturbanausen. Wenn es um kulinarische Errungenschaften geht, sind wir uns jedoch einig, in Bezug auf Relevanz.

Was macht Regina?
a) sucht den Ausgang
b) studiert die Geschichte von Pompeji

Wir verlassen die Ruinen von Pompeji am anderen Ende und wollen jetzt eigentlich nur noch ans Meer um uns abzukühlen. Daher nehmen wir den nächsten Zug nach Sorrento.

Dort angekommen, stellen wir erst mal fest, dass wir eigentlich so gar keine Ahnung haben, was uns hier erwartet. Eins steht jedoch fest, Sorrento liegt am Meer. Was wir jedoch nicht wussten, es liegt weit oben an einer Steilküste oder Klippe, zumindest der größte Teil der Stadt. Wir begeben uns auf direktem Weg nach unten ans Wasser und halten zumindest unsere Füße rein. Hätten wir gewusst, dass unser Vesuv Ausflug so schnell endet, hätten wir Badesachen mitgenommen. Egal. Wieder was gelernt und es kommt halt einfach immer anders als man denkt.

Am Abend zuvor hatte ich noch gelesen, dass es eine Schiffsverbindung von Neapel nach Sorrento gibt. Diese haben wir für die Heimfahrt genutzt.

Street Art

Und das ist der Ausblick von unserem Balkon:

Da wir außer ein bisschen Gebäck zum Frühstück, nicht sonderlich viel gegessen hatten, waren wir endlich bereit für unser Drei-Gänge-Menü. Womit wir jedoch nicht gerechnet hatten, dass Sonntags einige Restaurants geschlossen haben. Beim dritten Anlauf hat es dann geklappt und wir landen hungrig und voller Vorfreude in der Trattoria Castel Nuovo . Es war ein unglaublich schöner und lustiger Abend mit sehr leckerem Essen. Ich bekomme ENDLICH meinen Mozzarella di Bufala. Extrem gut! Auch der kleine kranz-ähnliche Brotkeks oben drauf war super lecker und wohl auch eine lokale Spezialität. Regina hat mit dem Brot direkt mal die ganze restliche Soße verspeist, was einen unserer Kellner extrem gefreut hat. Er hat noch irgendwas auf Italienisch dazu gesagt, was wir leider nicht verstanden haben, aber laut Mimik und Gestik als „Leckermäulchen“ oder so ähnlich interpretiert haben. Womit er ja nicht falsch liegt.

Für mich gab es noch Gnocchi als Hauptgang. Und dann waren wir auch schon bereit für die Nachspeise. Wir hatten einen super original italienischen Kellner, also so wie er im Buche steht. Deshalb gab es zum Schluss auch noch ein Gruppenbild.

„I expected a no“

Kellner

Trotzdem ließ unser Vorzeige-Kellner etwas auf sich warten, um uns unser heiß ersehntes Desert anzubieten. Als er dann endlich kam und uns fragte, ob wir denn noch eine Nachspeise wollten, antworteten wir wie aus der Pistole geschossen „Si“. Woraufhin er uns leicht entsetzt anschaute und meinte „I expected a no“. Wir sind erst mal in Lachen ausgebrochen und dann hat er uns die Auswahl an Süßspeisen präsentiert. Ich hab mich für den Klassiker Tiramisu entschieden und Regina für einen Pistazienkuchen, die Empfehlung des Kellners unseres Vertrauens. Beides war, ich wiederhole mich, EXTREM lecker. Dazu noch einen Espresso und wir waren rundum glücklich. In Sachen Essen, können aus meiner Sicht nur wenige Länder mit Italien mithalten. Ok, kein Land.

Wir rollen glücklich zurück zu unserer Unterkunft und beschließen, dass wir morgen unbedingt noch ein Gelati essen müssen, bevor wir abreisen.

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