Oder auch kulinarisches Sightseeing

An unserem ersten richtigen Tag in Neapel wollen wir erst mal die Stadt erkunden. Da wir beide bekennende Kulturbanausen sind und mal so gar keine Ahnung von Geschichte haben entscheiden wir uns für eine Stadtführung der Sorte „Tip for Tour“. Damit haben wir beide schon in anderen Städten sehr gute Erfahrungen gemacht und auch wenn wir meist alles wieder vergessen, was man uns auf der Tour so erzählt, ist es in dem Moment echt spannend.

Wir brechen nach einem für deutsche Verhältnisse bescheidenen Frühstück früh auf. Oder man könnte auch sagen einem typisch italienischen Frühstück: Kaffee und süßes Gebäck, das in unserem Fall leider Industrieware ist und daher auf die Liste der „verschwendeten Kalorien“ kommt. Vor allem in Italien will ich nichts „unnötiges“ essen, weil es einfach viel zu viele Leckereien gibt. Da sollte man kein bisschen Platz im Magen verschwenden.

Zurück zum Thema, wir begeben uns also auf die Stadttour und es ist so wie oben beschrieben. Die Tour war echt top, wir haben die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gesehen und dazu noch etwas Hintergrundwissen erhalten. Wie erwartet konnte ich mir nicht viel merken bis auf:

  • Die Geschichte zur Pizza. Überraschung! Erzählungen zufolge verdankt die Pizza Margherita ihren Namen der Frau des Königs Umberto I. Angeblich wurde die erste Pizza vom Pizzaiolo Raffaele Esposito von der Pizzeria Brandi für die Königin Margherita gebacken. Auf unserer Tour klang es eher nach einer Art „Willkommens-Geschenk“, auf Wikipedia und anderen Seite hab ich verschiedenste Varianten gelesen. Aber beim Namen und dem Pizzaiolo ist man sich einig. Gleiches gilt für den Belag, der mit Tomatensoße, Basilikum und Mozzarella den Farben der italienischen Nationalflagge entspricht.
  • Galleria Principe di Napoli: Wenn man in der Mitte der Galerie steht und in die verschiedenen Himmelsrichtungen blickt, entdeckt man „Wandskulpturen“, welche die verschiedenen Jahreszeiten symbolisieren. Am Boden wiederum befinden sich Mosaike aller Sternzeichen.

Rein geschichtlich betrachtet, befürchte ich fast, dass ich mich an nichts weiteres von den 2h erinnern kann. Nach guten 1,5 Stunden war ich aber auch komplett ausgehungert, zum Glück gab es einen kleinen Zwischenstopp beim Street Art Coffee Verkäufer Giuseppe. Wir durften den traditionell hergestellten Kaffee kosten und ich hab mir dazu gleich noch ein traditionelles Gebäck gegönnt. Ich muss ja irgendwie die Liste der italienischen oder neapolitanischen Spezialitäten abarbeiten. Bei 2,5 Tagen muss man sich da schon ranhalten.

„To share?“

Kellner

Wir begeben uns in die „Pizza-Gasse“. Es ist relativ klar, dass es sich dabei um Touristen-Restaurants handelt, aber wir hoffen dennoch auf was Leckeres. Da man bei Pizza nicht viel falsch machen kann, entscheiden wir uns dafür. Ich bestelle ein Wasser und eine Pizza Margherita, jetzt wo ich weiß, dass es sich um ein königliches Gericht handelt, wird es noch besser schmecken. Das beste aber war, dass uns der Kellner tatsächlich gefragt hat, ob wir teilen wollen. Ich hab ihn etwas belustigt angeschaut und nur geantwortet: „Don’t worry, I’ll make it.“ Wir haben uns echt kaputt gelacht. Wenn man bedenkt, dass wir komplett ausgehungert waren und dann auch nicht gerade wie Hungerhaken ausschauen. Das war echt zu gut.

„iPhone is not good“

Ticketverkäufer

Nach unserem kleinen Mittagsmahl geht unsere Erkundungstour weiter. Wir entscheiden uns mit dem „Funicolare“ zum Castel Sant’Elmo zu fahren, von dort soll man auch einen wunderbaren Blick über die Stadt haben. Auf dem Rückweg wollen wir weiter zum Hafen und gehen fälschlicherweise davon aus, dass der Hafen für kleine Boote bei Mergellina mehr zu bieten hat. Um dort hinzukommen, muss man jedoch erst mal wieder nach unten fahren und von dort weiter mit der Metro. Unten angekommen, finden wir die Metro nicht und wollen uns bei einem der Ticketverkäufer Hilfe holen. Als er mich nicht versteht, strecke ich ihm zur besseren Verständigung mein iPhone hin, um ihm zu zeigen, wo wir hinwollen. Der freundliche Mann schüttelt nur den Kopf und antwortet mit einem breiten italienischen Akzent „iPhone is not good“. Dann fuchtelt er wild mit Armen und Händen, um uns zu verstehen zu geben, in welche Richtung wir müssen. Evtl. auch wieder Situationskomik, aber wir haben herzlich gelacht.

Unterwegs entscheiden wir, dass es Zeit wird für ein ordentlich italienisches Gelati. Sicherheitshalber befrage ich schon mal google und finde tatsächliche eine vielversprechende Gelateria. Als wir dort ankommen, sind wir von der Auswahl der Süßspeisen und Eissorten überwältigt und wissen nicht, was wir zuerst essen sollen. Es gibt einfach zu viel gutes Essen in Italien. Eine Schande, dass man nie alles schafft zu essen.

Am Ende entscheiden wir uns für Kaffee und einen Eisbecher. Ich bestelle, also einen Espresso, Wasser und den Eisbecher Moby Dick (also den mit extra viel Schoki). Da denkt der Kellner doch tatsächlich auch schon wieder, dass das die Bestellung für uns beide ist. Wir fragen uns langsam, ob die Italiener denken, dass wir eine Diät nötig hätten?! Aber bei uns gibt es keine halben Portionen und meine Freundin Regina lebt ohnehin nach dem Motto „a lara Sock stäht ned“.

Nach dem kleinen Snack, schlendern wir am Ufer entlang zurück in Richtung B&B. Also ein kleiner Spaziergang von ca. 1 Stunde. Ich versteh nicht, warum sich meine Reisepartnerinnen immer über Fußschmerzen beschweren, wenn sie mit mir unterwegs sind. Wir haben insgesamt nur 18 Kilometer zurückgelegt, also heute.

Nach einer ausgiebigen Dusche und einem kurzen Powernap, sind wir bereit für das Finale des heutigen Tages – das Abendessen. Wir suchen uns eine Osteria in der Nähe unseres B&B. Was nicht sonderlich schwer ist, da wir sehr zentral wohnen. Mit etwas Geduld ergattern wir noch einen Tisch in der Antica Osteria Pisano Napoli.

Schon allein der Name des Essens klingt besser als im Deutschen „Nudeln mit Gemüse“. Für Nachtisch war kein Platz mehr. Schande über unser Haupt. Jeder, der mich kennt, weiß, das passiert nur selten.

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