Im Januar 2023 hat es sich so ergeben nochmal ein verlängertes Wochenende in Lissabon zu verbringen. Da sag ich natürlich nicht „nein“ und auch nicht „não“, sondern packe noch eine Freundin ein und los geht’s. Viele schwärmen ja geradezu vom alleine reisen, aber das entspricht nicht ganz meinem Naturell. Es ist doch viel schöner, wenn man in guter Gesellschaft ist. Trotzdem steht es noch (weit hinten) auf meiner Bucket List, das irgendwann mal auszuprobieren, denn nur dann kann man mitreden.

So, zurück zum Thema – Lissabon. Wir haben uns in ein nettes kleines Airbnb in Bairo Alto eingemietet. Ob man das tatsächlich noch machen sollte und damit die Wohnungsnot der Einheimischen fördert, ist eine andere schwierigere Diskussion, die ich jetzt nicht aufmachen möchte. Die Frage danach ist allerdings durchaus gerechtfertigt. Vor allem, wenn man wie wir am Ende die meiste Zeit außerhalb der Stadt an den Stränden von Lissabon verbracht hat.

Carcavelos

Am Samstag sind wir nach Carcavelos gefahren. Den ersten Teil mit einem Scooter, das war richtig lustig und dann sind wir in ein Uber umgestiegen, nachdem uns die Bahn vor der Nase wegfahren ist. Wir haben etwas zu lange mit dem Fahrkartenautomaten gekämpft. Carcavelos hatten wir, oder besser gesagt meine beachvolleyball-verrückte Freundin entdeckt, weil es dort eine der wenigen Felder in Lissabon zum Spielen gibt. Gut, wir hatten gar keine Sportklamotten dabei, aber ein bisschen die Atmosphäre einsaugen ist auch schön. So, haben wir fast den ganzen Samstag bis zum Sonnenuntergang am Strand verbracht. Die Sonne genossen, viel gelacht, geredet und über das Leben philosophiert.

Zum Thema „viel gelacht“ noch eine kleine Anekdote: Ich lerne, wie schon mal irgendwo erwähnt, seit einigen Monaten Portugiesisch. Natürlich teste und teile ich mein neugewonnenes Wissen auch gerne. So, hab ich meiner Freundin beim Essen stolz erzählt, dass ich durch „erfragen“ im letzten Urlaub gelernt habe, wie man sagt „mit Karte bitte“, wenn man zahlen möchte – „com cartão por favor“. Da dachte sich meine Freundin: cool, das wende ich doch gleich mal an. Der Kellner kommt und sie sagt: „com cão“. Zu Deutsch „mit Hund“. Der Kellner und ich sind zusammengebrochen vor lachen. Ich liebe diese kleinen unfreiwilligen Witze in Fremdsprachen.

Wieder in der Stadt angekommen, schlendern wir noch durch die schönen alten Gassen und fallen dann relativ früh ziemlich müde ins Bett. Was für ein schöner entspannter Tag.

Dafür sind wir am Sonntag schon früh auf den Beinen. Wir hatten keinen Plan für das Wochenende, außer treiben lassen und einfach genießen. Nach einer kurzen Beratschlagung in der Küche sind wir uns schnell einig, wir wollen nochmal an den Strand. Es war einfach zu schön am Tag davor. Wir wollen nochmal die gute Meeresluft einatmen und einfach nur abhängen. Ein bisschen google maps gecheckt und wir entscheiden uns für die südlichen Strände. Was ein bisschen lustig ist, weil unser Host noch zu meiner Freundin beim Check-in sagte: „über die Brücke lohnt sich nicht, da ist nix“. Klingt für mich perfekt. Doch bevor wir uns auf den Weg machen, brauchen wir erst mal ein Frühstück. Wir suchen das Café um die Ecke vor allem nach „ein Platz in der Sonne“ aus und ignorieren, dass es extrem touristisch ist. Beim checken der Karte sind wir von unserer Wahl nicht mehr so überzeugt und entscheiden uns, nur eine Kleinigkeit zu essen und einen Kaffee zu trinken und dann am Strand das richtige Frühstück zu genießen. Gut, nicht jeder würde ein Croissant dick gefüllt mit Schoko-Creme und Bananen als klein bezeichnen. Alles eine Frage der Betrachtung.

Den Scooter lassen wir dieses Mal stehen und nehmen gleich ein Uber. Der Fahrer ist hochmotiviert und gibt uns viele Tipps. Wir verstehen nur die Hälfte, aber es war eine lustige Fahrt.
Unterwegs hab ich noch ein Café rausgesucht, das zwar nicht am Strand ist, aber extrem lecker klingt und den Eindruck macht, dass es eher was für Locals ist. Ich bin total euphorisch, denn ich liebe gutes Essen und noch mehr gutes Frühstück. Nicht ganz nach Plan, aber ich kann meine Freundin von dem Fundstück überzeugen. Mein Eindruck wird damit bestätigt, dass wir auf Portugiesisch angesprochen werden, und ich verstehe es sogar. Ja „fora“ (draußen) klingt gut, wir nehmen den Tisch. Ich will jetzt nicht zu viel sagen, außer – es hat sich gelohnt und dass wir ein bisschen traurig waren, dass unser Bauch schon mit dem erwähnten kleinen Frühstück von davor gefüllt war. Wir schlagen trotzdem kräftig zu und ziehen dann weiter an den Strand. Erst mal ein Verdauungsspaziergang, bevor wir uns im nächsten Strandcafé niederlassen. Meine Freundin oder der Shrimpinator – bestellt sich zum wiederholten Male Shrimps. Ich denke Shrimps sind für sie so, wie für mich ein gutes Frühstück – man kann nie genug davon haben.

Der Strand, die Sonne, die Wellen, die Surfer, die Atmosphäre und natürlich das Frühstück und die Shrimps – es gefällt uns hier richtig gut und wir saugen alles auf. Wieder bleiben wir bis zum Sonnenuntergang.

Zweites Frühstück – oder ein Teil davon 😉

Praia da Mata

Ein bisschen bereue ich, dass ich meinen Neoprenanzug nicht mitgenommen habe. Schon am Tag davor sahen die Wellen echt gut aus und hier das gleiche. Klein, aber fein. Im Januar hatte ich mit wilden großen Brechern gerechnet. Aber auch ohne Surfen war es ein rundherum gelungenes Wochenende. Mit viel gutem Essen, tollen Gesprächen, lustigen Momenten und ich fliege ganz beflügelt nach Hause. Am liebsten würde ich die Koffer packen und umziehen. Auch unser Büro in Lissabon machte einen guten Eindruck. Ich kann mir durchaus vorstellen, irgendwann mal hier zu leben. Wer weiß … und wenn nicht, träumen ist auch schön.

Wer sich fragt, was aus dem Montag wurde: da waren wir dann doch noch ein bisschen in der Stadt unterwegs und sind noch zur LX Factory, ein Kunstzentrum, gegangen.

Kleines Mitbringsel und ein bisschen Portugal daheim:

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